Der Besuch in Berlin
Wenn man einen Poetry Slam außerhalb seiner Heimatstadt besucht, passieren einem oft die merkwürdigsten Dinge. Ich möchte hier in Kürze von
meinem Berlin-Besuch beim Bastard Slam am 16.7.2010 berichten. Das ganze ist, wie alles, was ich anfange, wieder so verrückt gelaufen, dass sich
ein Bericht auch lohnt.
Nun ja, ich hatte mir so schön gedacht: prima, da steige ich in den 16-Uhr-Bus nach Berlin ein, steige 19.30 Uhr Berlin Ostbahnhof aus und
komme dann bequem um 20 Uhr beim Bastard-Slam an. Aber das erste, was ich um 16 Uhr per Lautsprecher vom Busfahrer höre, ist: "Tja, ich weiss
gar nicht, wann wir in Berlin ankommen, auf der A24 vor Hamburg ist nämlich über 20 km Stau!"
Glücklicherweise bewies der Fahrer Eigeninitiative und versuchte, den Stau zu umfahren, auf Bundes-Land-Kreis-Dorfstraßen u.s.w, was uns eine
sehr eindrucksvolle Sightseing-Tour durch das Herzogtum Lauenburg verschaffte. An einer Stelle hat er dann gemerkt, dass sein Navigator ihn auf
einen Feldweg gelotst hatte und musste dann einige Meter querfeldein fahren, um sich dann mühsam wieder auf eine normale Straße
zurückzukämpfen.
Alles in allem erwies sich seine Strategie aber als die richtige, denn kurz vor der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern ging es auf die
(mittlerweile staufreie) A24, und schließlich kamen wir mit nur einer halben Stunde Verspätung Berlin, Ostbahnhof an.
Den Weg zur U-Bahn-Station Kottbusser Tor bewältigte ich (meiner üblichen Marschgeschwindigkeit gemäß) zu Fuß in ein paar Minuten, eine
gefühlte Viertelstunde benötigte ich aber, die richtige Hausnummer zu finden, hinter der sich der "Festsaal Kreuzberg" verbirgt, da nämlich in
diesem Quartier die Nummerierung der Häuser für Hamburger total ungewohnt ist (gerade und ungerade Nummern nebeneinander!).
Puuh, geschafft, denke ich, erfahre, dass aufgrund des heißen Wetters (ich hatte das Gefühl, in Berlin ist es im Sommer wohl noch heißer als
in Hamburg) der Bastard Slam erstmalig nach draußen verlegt wurde und dass alles in allem 15 Slammer am Start sein werden. Und was für welche!
Es war u.a. am Start: Sebastian 23 (Champion 2008 in Zürich), Julian Heun (U20-Champion 2007 in Berlin, Vizechampion in Zürich), Julius
Fischer (featured, Slam-Seriensieger), und, und, und ...
Na ja, und dann auch noch ich, der seine Pflicht, das Publikum in zwei Lager zu spalten, wieder einmal getreulich erfüllte.
Da ich relativ früh im Programm dran war (als zweiter, Mann, hätte ich das gewusst, hätte ich einen Text mitgebracht, den ich eigens für
diesen Fall geschrieben hatte, grrrrh!), hatte ich genügend Gelegenheit, dem Rest des Abends zu genießen. Am Ende gewann Julian Heun, dessen
Spruch "... dass man Gedichte nicht analysieren kann", allein schon preiswürdig wäre, und das ganze dauerte etwa drei Stunden - aber ich hätte
es glatt noch eine Stunde länger ausgehalten, denn es war nicht eine einzige Länge im Programm und die Zeit verging wie im Fluge.
Aber eines war schon paradox. Da fahre ich extra mal weit weg von Hamburg in die Fremde nach Berlin, und wen treffe ich da? Lauter Bekannte -
die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer kannte ich schon von Slams in Hamburg her.
Und noch eines wird mir (außer dem Gefühl, an einem ganz besonders gelungenen Slam teilgenommen zu haben) als Kuriosum im Gedächtnis. Als ich
mit einem Ehepaar ins Gespräch kam, das zum ersten Mal einen Poetry Slam besucht hatte, war ich es, der die beiden in Berlin als Hamburger auf
einen Slam in Saarbrücken aufmerksam machte (da kamen sie nämlich her!)
Alles in allem: Den Besuch des Bastard-Slams kann ich wirklich empfehlen, denn meine anschließende Hochstimmung war nicht einmal durch die
Tatsache zu trüben, dass ich auch in Bergedorf mit einer halben Stunde Verspätung ankam (wenn auch fahrplanmäßig), weil der blöde 5:17-ICE zwar
in Kleinkleckersdörfern wie Wittenberge und Ludwigslust, aber nicht in Bergedorf hält, wo ich wohne.
Bastard-Lampenfieber
geschrieben anlässlich meines 1. Auftritts beim Berliner Bastard-Slam, allerdings aus Zeitgründen nicht vorgetragen
eine ganz und gar unverständliche dadaistische Hymne beziehungsweise Lobpreisung anlässlich meines ersten Auftritts beim Bastard-Slam, bei
der es durchaus möglich ist, dass der Bastard-Slam beziehungsweise ihre Veranstalter und/oder ihre Zuhörer und/oder auch ganz andere Personen
diese weder als son´ne noch als solche identifizieren, da eine Erläuterung in der Form, nachfolgende Verse symbolisieren die Überwindung des
anlässlich des bereits oben genannten Anlasses nicht ganz unverständlichen Bühnenphänomens, nicht mitgeliefert wird.
this night
my
Stagefright
might fight …
like
quite white limelight ...
B - B - B - B - B ...
Ba!
Bas?
Bast -
Basta!
Ba - Star !
Ba - Stars!
Ba - Start?
Bastards!
Thus
Bastard SL -
Bastard SL-am!
Yeah,
I am
the Bastard Slam Spam,
and
Slam-plemplem!
Aber sonst geht ´s mir gut.